Tragende & nicht tragende Wände erkennen

Was sind tragende Wände?

Tragende Wände sind zentrale Elemente eines Hauses, die das Gewicht von Decken, Dächern oder anderen darüberliegenden Bauteilen tragen und auf das Fundament ableiten. Sie sind daher essenziell für die Stabilität des Gebäudes. Im Gegensatz dazu tragen nicht tragende Wände keine Lasten, sondern dienen lediglich der Raumtrennung oder der Gestaltung.

Wie erkenne ich tragende Wände?

Eine tragende Wand kann oft anhand ihrer Lage im Gebäude, ihrer Dicke und ihrer Materialien erkannt werden. Allerdings gibt es keine universelle Regel, daher ist es ratsam, mehrere der folgenden Methoden anzuwenden, um sicherzugehen.

Prüfung des Bauplans oder Grundrisses

Der einfachste und schnellste Weg, um tragende Wände zu identifizieren, ist der Blick in den Bauplan. In vielen Grundrissen sind tragende Wände eindeutig markiert – oft durch dickere Linien oder besondere Symbole.

Tipp:

Materialuntersuchung: Klopf- oder Bohrtest

Eine praktische Methode, die jeder selbst durchführen kann, ist der Klopf- oder Bohrtest.
Klopftest: Wenn Sie gegen die Wand klopfen und ein hohles Geräusch hören, handelt es sich wahrscheinlich um eine nicht tragende Wand, oft aus Rigips oder anderen leichten Materialien. Ein dumpfer Klang deutet hingegen auf eine tragende Wand hin.
Bohrtest: Beim Bohren in eine tragende Wand spüren Sie mehr Widerstand als bei einer nicht tragenden Wand, da tragende Wände aus massiveren Materialien wie Beton oder Ziegeln bestehen.

Wanddicke und Lage im Haus

Tragende Wände sind in der Regel dicker als nicht tragende Wände. Sie können dies leicht messen, indem Sie die Breite der Wand an einer Türöffnung überprüfen.
Typische Wanddicken:

• Nicht tragende Innenwände: ca. 10 cm
• Tragende Wände: ca. 20 bis 30 cm

Die Lage der Wand im Haus ist ebenfalls ein wichtiger Hinweis: Tragende Wände befinden sich oft in der Mitte des Gebäudes oder parallel zu den Außenwänden. Auch Wände, die direkt unter oder über Balken oder Decken verlaufen, sind meist tragend.

Blick unter die Sockelleiste

Ein oft übersehener Trick ist ein Blick unter die Sockelleiste der Wand. Bei nicht tragenden Wänden besteht die Möglichkeit, dass sich darunter noch eine alte Trennlinie oder eine dünnere Konstruktion verbirgt, während tragende Wände meist durchgehend massiv sind.

Lage der Wand im Gebäude

Die Position der Wand im Gebäude kann ebenfalls Aufschluss geben. Außenwände sind grundsätzlich tragend, da sie das gesamte Gewicht des Daches und der oberen Stockwerke tragen. Innenwände, die sich direkt unter einem tragenden Bauteil wie einem Balken oder einer Decke befinden, sind ebenfalls häufig tragend. Nicht tragende Wände befinden sich dagegen oft an Stellen, die keine direkte Verbindung zu tragenden Strukturen haben.

Häufige Missverständnisse

Ein häufiger Irrtum ist die Annahme, dass alle dicken Wände automatisch tragend sind und dünne Wände nicht tragend. Gerade bei Altbauten kann es vorkommen, dass auch dünne Wände tragende Funktionen übernehmen. Außerdem werden in modernen Neubauten oft Leichtbauwände verwendet, die lediglich der Raumaufteilung dienen, auch wenn sie dick erscheinen.

Wann einen Statiker hinzuziehen?

Falls Unsicherheiten bestehen, ob eine Wand tragend ist, oder wenn Sie größere Umbaumaßnahmen planen, ist es ratsam, einen Statiker oder Bauingenieur hinzuzuziehen. Dieser kann eine professionelle Beurteilung abgeben und berechnen, ob die Wand entfernt oder verändert werden kann. Die Kosten für einen Statiker können je nach Umfang der Überprüfung variieren, sind jedoch eine wichtige Investition, um mögliche Schäden oder Einstürze zu vermeiden.

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